Rezension: "Die Sehnsucht des Vorlesers" von Jean-Paul Didierlaurent


Verlag: dtv Premium (22. September 2015)
Sprache: deutsch
ISBN: 978-3423260787
Übersetzt von: Sonja Finck
Originaltitel: Le liseur du 6h27
Genre: Contemporary // Romantik
Seitenanzahl: 224
Meine Bewertung: knappe ❀❀❀❀

Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Regionalzug um 6 Uhr 27 laut ein paar Seiten vor, die er am Tag zuvor der Schreddermaschine entrissen hat: sein ganz persönlicher Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur.
Eines Tages entdeckt er im Zug einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist. Tief bewegt liest er nun ihre Geschichten vor – und der Zauber springt auch auf die Mitreisenden über. Viel wichtiger aber noch: Die Geschichten verändern Guylains Leben von Grund auf. Er muss diese Frau finden! (Quelle: Amazon.de)


Einige Menschen kommen taub, stumm oder blind zur Welt.


Ich liebe die etwas hervorgehobene Schrift auf dem Cover und auch die Farbe ist sehr schön. Die Abbildung an sich trifft jedoch nicht ganz meinen Geschmack.


Dieses Buch hat nichts mit dem Vorleser von Bernhard Schlick zu tun, was mich viele Leute gefragt haben, als sie sahen, was ich lese. Das schon mal vorab. :D Es geht um Guylain Vignolles, der jeden Früh im Zug zur Arbeit seinen Mitpassagieren laut vorliest und ein eher tristes Leben führt. Seine einzigen Freunde sind ein alter Exkollege von ihm, der auf der Suche nach seinen Beinen ist und ein Verseschmied, der nur in Reimen spricht. Irgendwann findet Guylain im Zug einen USB-Stick, auf der das Tagebuch der jungen Julie abgespeichert ist. Wie man sich nun denken kann, verzaubert sie ihn mit ihren Erzählungen und er macht sich daran, sie zu finden.
Ich finde, diese Zusammenfassung hört sich richtig gut an und ich habe mir mit diesem Roman eine poesievolle Liebesgeschichte erhofft. Das habe ich aber eigentlich nicht bekommen. Das Buch dreht sich hauptsächlich um Guylains Leben und seinen Goldfisch und seine Kollegen/Arbeit. Auch, wenn die Tagebucheinträge von Julie abgedruckt sind, spielt sie so ziemlich die kleinste Rolle, was ich ziemlich schade fand. Was ich außerdem nicht gemocht habe, war, dass es ziemlich viele relativ eklige Beschreibungen gab, die in das Buch und das Genre nicht wirklich gepasst haben. Vor allem die genauen Klogang-Beschreibungen von Julies "Kunden" hätten nicht unbedingt sein müssen. Außerdem fand ich es schade, dass viele Handlungsstränge, die irgendwann mal angesprochen wurden, einfach ungeklärt geblieben sind. Gerne hätte ich gewusst, was aus Guylains Freunden geworden ist!
Im Großen und Ganzen war Die Sehnsucht des Vorlesers aber ein  wirklich schöner Roman, mit einem besonders schönen Ende.


Meiner Meinung nach waren die Nebencharaktere viel interessanter als Guylain oder Julie selbst, weshalb ich es ziemlich blöd fand, dass man über sie kaum bis gar nichts erfahren hat. Auch zu Guylain selbst konnte ich keine richtige Bindung aufbauen. Sehr schade.


Ich stehe diesem Buch ziemlich  zweigeteilt gegenüber, da ich mir etwas ganz anderes erwartet hatte, als das, was ich letztendlich bekommen habe. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen und ich gebe diesem Roman eine knappe 4-Sterne-Bewertung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen